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Portrait Ismaël Dia
Foto Sala Seddiki © Pina Bausch Foundation

„Das war reiner Zufall“

Seit November 2017 leitet Ismaël Dia das Pina Bausch Archiv. Das Interview führte Sharon Lehner, Direktorin des Archivs der Brooklyn Academy of Music in New York.

Sharon Lehner
Fangen wir am Anfang an. Woher stammt dein Interesse an Archiven?

Ismaël Dia
Das war reiner Zufall. Die Pina Bausch Foundation hat 2010 – ein Jahr nach ihrer Gründung – begonnen, und Salomon, der Vorstandsvorsitzende, hat jemanden gesucht, um den Prozess der Videodigitalisierung anzuleiten.

Sharon Lehner
Weil du dich für Tanz und Theater interessierst? Was hast du in Frankreich noch mal studiert?

Ismaël Dia
Unter anderem Sprachen. Mein Studium hatte nichts mit den darstellenden Künsten oder der Tanzwelt zu tun. Die ersten Tanzperformances sah ich dann, als ich in Paris wohnte. Ich dachte, das wäre nicht mein Ding ... wie man sich irren kann!

Sharon Lehner
Weißt du noch, nach welcher Aufführung du deine Meinung geändert hast?

Ismaël Dia
Das erste Stück, das ich gesehen habe, war von einer berühmten zeitgenössischen Choreografin aus Berlin (als kleiner Tipp). Ich war gerade dabei, meine Wohnung zu streichen, als mich ein Freund einlud, mit ihm zu einer Vorstellung zu gehen ... Das hat bei mir zu vielen Fragen darüber geführt, wie man durch Körpersprache und Bewegung etwas erzählen kann ... Zuerst wollte ich unbedingt verstehen, irgendwann habe ich einfach losgelassen.

Sharon Lehner
Du hast Sprachen studiert, da ist es interessant, dass du im Tanz nach etwas Erzähltem gesucht hast. Ich denke, beim Tanz geht es oft darum, sich der Form zu überlassen. Mit dem Herzen zu hören, aber nicht auf sentimentale Weise.

Ismaël Dia
Ich mag den Vergleich mit Gedichten, bei denen Worte auf eine Art zusammengefügt werden, die nicht immer eindeutig ist, aber Gefühlen und Erinnerungen die Tür öffnet, und das, da stimme ich zu, nicht unbedingt auf sentimentale Weise.

Sharon Lehner
Es ist interessant, dass du das Ganze mit einem riesigen Digitalisierungsprojekt begonnen hast. Kannst du den Prozess beschreiben? Wie hast du angefangen?

Ismaël Dia
Riesig, das stimmt. Ein paar Jahre lang war ich nur damit beschäftigt, alle Videos zu digitalisieren und zu katalogisieren, das waren etwa 7500. Filmmaterial gibt es schon aus der Zeit vor dem Tanztheater Wuppertal. Als Erstes wurden die gefährdeten Formate (offene Filmspulen, 16mm, 8mm) digitalisiert, das geschah extern. Ich fing dann an, U-matic, Betacam, Hi8, VHS zu digitalisieren. Wir mussten erst die Abspielgeräte zusammensuchen, das werden bald Sammlerstücke sein!

Die ältesten Filme sind undatiert, ich würde auf Mitte der Sechziger tippen: „receuil“ von 1964 und „poème dansé“ von 1962, beides Choreografien von Jean Cébron.

Und Pina Bauschs Arbeiten am Folkwang-Tanzstudio: „Fragment“ (1968), „Nachnull“ (1970), „Im Wind der Zeit“ (1969)

Sharon Lehner
Gab es Formate, die empfindlicher als andere waren?

Ismaël Dia
Manche sind wirklich schwer benutzbar, nicht immer die ältesten. Hi8 war zum Beispiel kein tolles Format. Beta war professioneller, die Bänder sind von viel besserer Qualität.

Sharon Lehner
Das Digitalisieren bedeutet, sich manchmal Hunderte von Stunden lang jedes Stück über all die Jahre, die es aufgeführt wurde, anzusehen.

Ismaël Dia
Die Stücke von der Entstehung über die Proben bis zur Aufführung zu erleben und dabei durch die Zeit zu surfen, vermittelt einen außergewöhnlichen Blick auf die Arbeit.

Sharon Lehner
Ich kann mir vorstellen, das eine so genaue Kenntnis der Arbeit dich zum Experten macht und zu einem guten Kollaborateur an kuratorischen Projekten, wie beispielsweise bei der Installation „Ensembles“ für die Ausstellung in Bonn/Berlin.

Ismaël Dia
Das war eine wunderbare Zeit mit Matthias Burkert, der seit vielen Jahren mit dem Tanztheater arbeitet.

Sharon Lehner
Wie hat die Zusammenarbeit funktioniert?

Ismaël Dia
Zuerst war ich nicht sicher, ob es machbar wäre, die Frage war: Wie vermitteln wir den besten Eindruck von der Arbeit - für Leute, die das Repertoire kennen, aber auch für die, die es nicht kennen. Wie geben wir einen Überblick über die vielen Tänzer*innen, die „Rollen“ erschaffen, aber auch von anderen gelernt haben? Wie im Laufe der Zeit die Informationen weitergegeben wurden, ist unheimlich aufregend zu sehen. Und die Zusammenarbeit mit Matthias, der die meisten Stücke so gut kennt und ein sehr genaues Auge und Ohr hat, war wirklich besonders.

Sharon Lehner
Also geht es um den Inhalt, um die Arbeit und darum, sie dauerhaft zu bewahren und verfügbar zu machen. Dir scheint die Verantwortung dabei sehr bewusst zu sein, die Arbeit einer so wichtigen Künstlerin zu bewahren und weiterzugeben. Das ist der Kern deiner neuen Aufgabe hier. Kannst du mir sagen, was du als Erstes vorhast?

Ismaël Dia
Das Team bei der Fortsetzung des Digitalisierungsprozesses unterstützen und sicherstellen, dass all das in den letzten Jahren bearbeitete Archivmaterial zusammengeführt wird. Dann werden wir einen Teil davon zugänglich machen.

Ein großer Teil der Katalogisierungs- und Digitalisierungsarbeit in den verschiedenen Bereichen ist schon abgeschlossen. Das Material, also Programmhefte, Fotos, Videos, um nur einiges zu nennen, wird verlinkt und kontextualisiert, um einen einzigartigen Blick auf die Arbeit von Pina Bausch über die Jahre zu ermöglichen.

Sharon Lehner
Welche Projekte stehen sonst noch an?

Ismaël Dia
Das Hauptprojekt wird sein, unser Archiv der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das ist bisher nicht immer möglich, weil die Sammlung geschlossen bleibt, während wir das Material bearbeiten. Wir haben die Katalogisierung überarbeitet und eine digitale Strukturierung vorgenommen. Der erste Schritt ist also, der Öffentlichkeit eine Plattform zur Verfügung zu stellen.

Sharon Lehner
Was gefällt dir an Arbeit am Archiv am besten?

Ismaël Dia
Da die Pina Bausch Foundation sich auf das Werk einer einzigen Choreografin konzentriert und fast der gesamte Archivinhalt sich darauf bezieht, vermittelt die Arbeit einen wirklich einzigartigen Überblick über das kreative Schaffen im Laufe der Zeit, von den Anfängen an. Das gesamte Material ist Ausdruck einer lebendigen Kunst ... die ihren Platz auf der Bühne hat. Wir haben das Glück, dass das Tanztheater immer noch auftritt, und das wirft ein ganz besonderes Licht auf das Archiv.

Sharon Lehner
In wenigen Worten, welche Vision hast du für das Pina Bausch Archiv in deiner neuen Funktion?

Ismaël Dia
Projekte, Austausch, Partnerschaften, Installationen, Ausstellungen, Publikationen und ein Ort, an dem wir all das weitergeben können.

Sharon Lehner
Ich bin dabei.

Übersetzt aus dem Englischen von Karen Witthuhn

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