Vom Anfang ihres künstlerischen Werdegangs an der Essener Folkwangschule begleitete Walter Vogel, 1932 in Düsseldorf geboren, Pina Bausch mit der Kamera; er selbst, ursprünglich Ingenieur, hatte dort seit 1963 Fotografie bei Otto Steinert studiert.
2010 organisierte die Pina Bausch Foundation eine Ausstellung mit Vogels Fotografien anlässlich eines Gastspiels des Tanztheaters in Monaco, und zur lange erwarteten Neuauflage seines Pina-Buches verfasste Salomon Bausch das Vorwort.
Seine Fotos kannte ich schon lange. Aber wer war dieser Walter Vogel, der die sagenhaften Bilder von meiner Mutter gemacht hatte? Sie hatten auf mich immer eine besondere Faszination ausgeübt. Waren sie doch so anders als alles andere. Zum Teil sehr anders als ich meine Mutter kannte. Zum Beispiel diese hoch stilisierten Porträts – mittlerweile weltberühmt. Und dann die Fotos als junge Tänzerin. Ein Aspekt, den viele vergessen, überwog doch später die Wahrnehmung meiner Mutter als Choreografin. Und so lässt sich auch in diesem Buch diese Verschiebung im Laufe der Zeit nachvollziehen.
Wer war also dieser Walter Vogel? Im Dezember 2010 zeigte die Pina Bausch Foundation anlässlich eines Gastspiels des Tanztheater Wuppertal in Monaco eine von meiner Mutter konzipierte Ausstellung über Rolf Borzik. Zeitgleich sollte dort Walter Vogel eine Ausstellung mit seinen PINA-Bildern zeigen. Während des Aufbaus lernten meine Frau Nataly Walter und ich ihn also kennen. Einen großen, eleganten Herren. Sehr aktiv in die Hängung seiner Bilder vertieft. Es stellte sich heraus, dass er mich schon häufiger als Kind gesehen hatte, woran ich allerdings keine Erinnerung mehr hatte. Die nächsten Tage waren sehr schön. Wir lernten Walter Vogel etwas näher kennen. Als einen witzigen, manchmal melancholischen Menschen. Einerseits sehr selbstkritisch, ja selbstzweifelnd, andererseits voller Stolz über seine Arbeit und ohne Zweifel, dass seine Fotos meiner Mutter mit Abstand die besten sind.
Ich merkte, wie viel ihm meine Mutter bedeutet und wie sehr ihm seine PINA-Bilder am Herzen liegen. Trotz seiner berühmten anderen Œuvre (u.a. Espresso, Beuys, Ruhrgebiet, Die Schönen der Nacht ...) hatten diese Bilder immer eine ganz besondere Bedeutung für ihn.
Dass sein Buch jetzt endlich neu erscheint, freut mich sehr. Lange war es vergriffen und immer wieder erreichten die Pina Bausch Foundation, ebenso wie das Tanztheater Wuppertal, Anfragen, ob nicht doch noch Restbestände vorhanden seien. Die große Nachfrage wundert mich nicht, sind die Fotos von Walter Vogel doch tatsächlich sehr außergewöhnlich. Sie werden dazu beitragen, dass neben der Erinnerung an die Künstlerin Pina Bausch auch eine Erinnerung an den Menschen Pina Bausch bleiben wird. Vor allem die privaten Reisefotos zeigen meine Mutter als einen fröhlichen, teils ausgelassenen, aber auch sehr handfesten und unternehmungslustigen Menschen. So behalte auch ich sie gerne in Erinnerung.
Salomon Bausch