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Biografie

Robert Sturm

wird 1965 als Sohn eines Schauspieler-Ehepaares in Dresden geboren. Er wächst als Theaterkind heran. Als er fünf Jahre alt ist, heiratet der Vater eine ungarische Tänzerin. So wird Ungarisch zu seiner zweiten Muttersprache. Unzufrieden mit den Verhältnissen in der DDR stellt er 1986 einen Ausreiseantrag, doch erst Anfang 1989 kann er in den Westen ausreisen und beginnt im Jahr darauf in Köln ein Studium der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Philosophie und Internationalen Politik. 1993 engagiert ihn der rumänische Regisseur Vlad Mugur als Regieassistenten für eine Produktion am Budapester Nationaltheater. Danach wird Sturm als Regieassistent und Dramaturg ans neu gegründete Künstler-Theater verpflichtet. 1997 wechselt er nach Szolnok ans Szigligeti-Theater und beginnt dort und in Budapest mit eigenen Inszenierungen: Stücke u.a. von Martin McDonagh, Javier Tomeo, Johann Wolfgang von Goethe.

Eine folgenreiche Begegnung

Zwei Jahre später bittet ihn das Internationale Theaterinstitut Budapest, Pina Bausch und ihre Tänzer bei den Vorort-Recherchen für die Koproduktion Wiesenland zu begleiten. Die Arbeit der Wuppertaler Choreografin kennt er bereits seit DDR-Zeiten. Ihn beeindrucken die absolute Ehrlichkeit und Unmittelbarkeit, die emotionale Wucht der Stücke. Sie geben ihm ein Gefühl völliger Freiheit bei höchster Präzision.
Am Ende der dreiwöchigen Ungarn-Recherche lädt Pina Bausch Robert Sturm zu den Probenphasen von Wiesenland nach Wuppertal ein.
Aus der zunächst temporären Zusammenarbeit wird ab der Spielzeit 2000/2001 eine Festanstellung als Assistent und Probenleiter. Sturm ist nicht nur bei allen Proben und Aufführungen anwesend, sondern mit der Zeit auch zunehmend in die Planung von Proben, Gastspielen und Besetzungen einbezogen. Im Kontakt zur Geschäftsführung, der technischen Leitung sowie den anderen Arbeitsbereichen des Tanztheaters kümmert er sich um die Umsetzung der künstlerischen Ideen und Planungen.

Künstlerische Leitung

Als Pina Bausch am 30. Juni 2009 stirbt, ist nicht nur der Schock groß. Nicht minder groß ist das Gefühl der Verantwortung, diese Arbeit zu erhalten. So übernimmt Sturm gemeinsam mit Dominique Mercy die Künstlerische Leitung des Tanztheaters. Wie schwierig es ist, die Qualität der Arbeit ohne Pina Bauschs „prüfenden Blick“ zu erhalten, ist ihm bewusst. Das Gedächtnis der Choreografin muss nun durch ein kollektives Gedächtnis aller Mitarbeiter:innen erhalten werden. Pina Bausch hat in ihrer sehr individuellen und persönlichen Art, ihre Arbeiten zu entwickeln, die Stücke von jeher in die Hände ihrer Tänzer:innen gelegt. Sie sind es, zusammen mit allen anderen Mitarbeiter:innen, die die Gedanken, Phantasien und Träume der Choreografin auf der Bühne einlösen. 2013 geben Sturm und Mercy die Künstlerische Leitung des Tanztheaters an Lutz Förster ab. Robert Sturm arbeitet weiter als Leiter der Künstlerischen Administration des Tanztheaters sowie als freier Regisseur. Zusammen mit Ulli Stepan leitet er die Jubiläumsspielzeit 2013/2014 „PINA40 – 40 Jahre Tanztheater Wuppertal Pina Bausch“. Seit 2019 ist er Künstlerischer Betriebsdirektor des Tanztheater Wuppertal.

Text: Norbert Servos


Empfehlungen


Stückentstehung

Spielzeit 1999/2000
Wiesenland

Mitarbeit

Spielzeit 2000/01
Água

Mitarbeit

Spielzeit 2002/03
Nefés

Mitarbeit

Spielzeit 2003/04
Ten Chi

Mitarbeit

Spielzeit 2004/05
Rough Cut

Mitarbeit

Spielzeit 2005/06
Vollmond

Mitarbeit

Spielzeit 2006/07
Bamboo Blues

Mitarbeit

Spielzeit 2007/08
'Sweet Mambo'

Mitarbeit

Aus dem Pina Bausch Archiv
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