Zum Inhalt springen

Biografie

Vivienne Newport

Die am 4. Dezember 1951 in Bristol geborene Britin Vivienne Newport absolviert zunächst eine Tanzausbildung in London, die sie danach an der von Kurt Jooss mitbegründeten Essener Folkwang Universität der Künste fortsetzt. Jooss, einer der bedeutenden Pioniere der ersten deutschen Tanzrevolution in den 1920er und 30er Jahren, gibt hier nicht nur die Grundzüge eines modernen Tanzverständnisses weiter. Er hat mit dem Folkwangballett auch eine Plattform geschaffen, die dem Erhalt des eigenen Werkes ebenso dient wie der Erprobung junger Choreograf:innen. 1968 übernimmt Pina Bausch die Leitung des als Meisterklasse fungierenden Ensembles und wird rasch auf Vivienne Newport aufmerksam. Als der Wuppertaler Intendant Arno Wüstenhöfer Pina Bausch 1973 als Tanzchefin an sein Haus engagiert, nimmt sie Vivienne Newport mit in ihr neu besetztes Ensemble. Gemeinsam mit Malou Airaudo, Jan Minařík, Dominique Mercy, Gabriel Sala u.a. zählt sie zu den Wegbereiter:innen des Tanztheaters. Es ist eine neue Generation von Tänzer:innen, die mehr will als – wie Newport es formuliert – „bloß anmutig tippeln“. Sie will – wie ihre Choreografin – vom Menschen erzählen, von seinen Ängsten und Wünschen, unmittelbar, unverstellt und direkt. Vivienne Newport besticht dabei mit ihrer rauchigen Stimme als Darstellerin ebenso wie als Tänzerin: präzise und scharf konturiert. So gibt sie dem neuen Tanztheater vom ersten Wuppertaler Stück Fritz 1973 bis zu Bandoneon 1981 prägnant Gesicht und Stimme.

1981 macht sie sich mit ihrer eigenen Company Vivienne Newport am Frankfurter Theater am Turm selbstständig und profiliert sich schnell durch einen eigenständigen Stil – inspiriert vom Tanztheater, doch mit deutlich eigener Thematik und Handschrift. Immer wieder befragt sie in ihren in rascher Folge produzierten Stücken die Gewiss- und Ungewissheiten der Identität und die Tragfähigkeit der täglichen Umgangsformen, stets eine heikle Balance zwischen Traum und Wirklichkeit haltend. Planvoll verwischt sie dabei die Grenzen und irritiert eingeschliffene Sehgewohnheiten. Allein neun Stücke entstehen für das Theater am Turm in den Jahren 1982–85. Danach erarbeitet sie freie Produktionen überwiegend für das Frankfurter Gallus Theater.

2004 streicht ihr die Stadt die Mittel für ihre Kompanie und sie arbeitet als freie Choreografin und Regisseurin weiter. Verbunden bleibt sie über all die Jahre dem Tanztheater Wuppertal, für das sie an Wiederaufnahmen mitwirkt, zuletzt 2013/14 bei der Rekonstruktion des dreiteiligen Strawinsky-Abends Frühlingsopfer zum 40-jährigen Bestehen der Kompanie.

Am 27. April 2015 stirbt Vivienne Newport im Alter von 63 Jahren nach langer Krankheit in Berlin.

Text: Norbert Servos


Galerie

Aus dem Pina Bausch Archiv
Vivienne Newport


Uraufführungen

Spielzeit 1973/74
Spielzeit 1973/74
Spielzeit 1974/75

Getanzt in

nach oben