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Informationen

1976 bis 1978

engagiert bei Gigi-Gheorghe Caciuleanu am Grand Théâtre in Nancy (Frankreich)

1978 bis 1991

engagiert am Tanztheater Wuppertal Pina Bausch


Biografie

Anne Martin

wird 1953 im schweizerischen Rolle geboren und studiert von 1969 bis 1973 Musik am Konservatorium in Lausanne (Klavier bei Denise Bidal) sowie Ballett bei Philippe Dahlmann. 1973 beginnt sie eine dreijährige Tanzausbildung am Centre international de danse Rosella Hightower in Cannes. Ihr erstes Engagement erhält sie von 1976 bis 1978 bei Gigi-Gheorghe Caciuléanu am Grand Théâtre in Nancy. Als sie zum ersten Mal die Arbeit von Pina Bausch sieht, fühlt sie sich sofort heimisch. Es ist das, was sie immer gesucht hat. 1978 verpflichtet Pina Bausch sie nach Wuppertal. Wie die meisten Neuzugänge erlernt sie zunächst das Repertoire; Kontakthof wird die erste Produktion, an deren Entstehung sie mitwirkt.

Ein unbestechlicher Blick

Anne Martin stürzt sich vorbehaltlos in die Arbeit. Vieles macht sie, ohne groß darüber nachzudenken, und zu ihrer Überraschung fließt es in die Stücke ein. Sie genießt es, dass man im Tanztheater man selbst sein kann, „aber in einem größeren Zusammenhang“, wie sie sagt. Unter dem unbestechlichen Blick von Pina Bausch und deren Lebens- und Arbeitspartner Rolf Borzik kann man nicht lügen, aber man muss es eben auch nicht. So findet sich Vieles spontan, aus dem Augenblick heraus, gerade wenn man nicht darüber nachdenkt. Immer geht es um einen Moment der Wahrhaftigkeit. Bis 1991 wirkt Anne Martin an zahlreichen weiteren Uraufführungen mit: in Arien, Keuschheitslegende, 1980 – Ein Stück von Pina Bausch, Bandoneon, Nelken, Auf dem Gebirge hat man ein Geschrei gehört, Viktor, Ahnen sowie in dem Film Die Klage der Kaiserin. 1981 übernimmt sie Pina Bauschs Rolle in Café Müller. Immer wieder prägt sich Martin mit stillen, eher leisen Momenten ein: etwa wenn sie im ärmellosen Kleid, scheinbar ohne Arme, einfach dasteht – lächelnd. Wenn sie minutenlang auf der Bühne steht, nur mit Unterhose bekleidet und einem umgeschnallten Akkordeon – und keinen Ton spielt. Wenn sie ein selbstversunkenes Solo tanzt – und ihr einziger Partner ist ein laufender Rasensprenger. Ansonsten herrscht Stille.

Tänzerin und Musikerin

Bereits während ihres Engagements in Wuppertal beginnt sie auf den ausgedehnten Tourneen des Tanztheaters Musiken zu sammeln und ist ab Mitte der 1980er auch freischaffend tätig. Zwei Produktionen kreiert sie mit den Kontrabassisten Joëlle Léandre und Peter Kowald. Intensiv beschäftigt sie sich mit dem Akkordeon, gibt Solokonzerte mit traditionellen sizilianischen, korsischen und französischen Liedern in Deutschland, Frankreich und Italien. Nachdem sie 1991 das Tanztheater verlassen hat, bildet sie ihre Stimme bei Dorothea Hackenberg und Benoît Amy de la Bretèque weiter. Mit ihren Liedprogrammen tritt sie bei internationalen Festivals auf und wirkt in Choreografien u.a. von Raimund Hoghe, Malou Airaudo und Michel Kelemenis als Sängerin und Tänzerin mit. Immer wieder choreografiert sie auch für Schauspiel- und Operninszenierungen. Von 2003 bis 2020 ist sie Dozentin für Modernen Tanz am Conservatoire National Supérieur Musique et Danse de Lyon und kreiert Stücke mit ihren Student:innen. Sie erhält zahlreiche Gastlehraufträge, unter anderem am Konservatorium in Montpellier, an der Sommerakademie in Marburg, am Pomona College der Universität von Claremont in Kalifornien, an der kalifornischen Kunstakademie CalArts und an der Ménagerie de verre in Paris.

Text: Norbert Servos


Galerie


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Anne Martin


Uraufführungen

Spielzeit 1978/79
Spielzeit 1978/79
Spielzeit 1979/80
Spielzeit 1980/81
Spielzeit 1982/83
Spielzeit 1985/86
Spielzeit 1986/87

Getanzt in

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