Elisabeth Clarke
Informationen
| Seit Spielzeit 1976/77 | Anfang der Arbeit mit Pina Bausch |
| Bis Spielzeit 1978/79 | Mitglied des Ensembles |
Biografie
Elisabeth Clarke wird 1953 im US-amerikanischen Berlin/New Jersey geboren. Schon früh macht sie die Mutter mit der Welt der Kunst bekannt, nimmt sie in Konzerte, Ballettvorstellungen, ins Theater, schickt sie zum Ballettunterricht bei der Russin Maria Swoboda und folgt damit der Neigung ihrer Tochter. Im Studio fühlt sich Elisabeth zu Hause. Tanz und Theater sind ihre Welt. 1961 setzt sie ihr Balletttraining an der Philadelphia Dance Academy fort, bevor sie ein Stipendium für die School of the Pennsylvania Ballet erhält. Ab 1967 studiert sie an der North Carolina School of the Arts u.a. bei Duncan Noble und Robert Lindgren.
New York und eine schicksalhafte Begegnung
1969 wird sie an der School of the American Ballet Theatre in New York angenommen und tritt in Repertoirestücken des Dance Theatre of Harlem unter Leitung von Arthur Mitchell auf. Außerdem setzt sie ihre Theaterarbeit nach dem Children’s Repertory Theater in Philadelphia nun beim Poor's People Theater fort, einem Straßentheater, das sich für die Bürgerrechte der Schwarzen einsetzt. Einen tiefen Eindruck hinterlässt ein Gastspiel von Maurice Béjart, das ihr, geschult an George Balanchine, eine völlig neue Sicht auf das Ballett vermittelt. Wieder ist es ihre Mutter, die Elisabeth ermuntert, an einer Audition in der Brooklyn Academy of Music für Béjarts neu gegründete Schule Mudra in Brüssel teilzunehmen. 1971 beginnt sie dort ihre Ausbildung, die neben Ballett und Modern Dance auch Gesang, Schauspiel, Yoga, Flamenco und Improvisation umfasst. Béjart wird für Elisabeth zum Mentor, der ihr einen ganzen künstlerischen Kosmos erschließt, in dem der Tanz keine Schönheit erzeugen, sondern die vorhandene Schönheit der Welt spiegeln und eine tiefe Humanität zum Ausdruck bringen soll. Inzwischen Solistin in Béjarts Kompanie begegnet sie 1974 dem deutschen Komponisten Karlheinz Stockhausen, woraus sich eine 16 Jahre dauernde Zusammenarbeit entwickelt. Als Solistin tritt sie u.a. in seinen Stücken Inori und Licht auf. Von ihm lernt sie, wie wichtig Präzision im künstlerischen Ausdruck und der Umsetzung von Ideen ist.
Von Brüssel nach Wuppertal
Tief beeindruckt ist Elisabeth von Pina Bauschs ursprünglich dreiteiliger Abend Frühlingsopfer. Für sie ist Wind von West das schönste, die Choreographie zu Das Frühlingsopfer das vollkommenste Stück, das sie je gesehen hat. 1976 engagiert sie die Wuppertaler Choreografin an ihr Tanztheater, wo sie in Die sieben Todsünden, Blaubart, Komm tanz mit mir, Kontakthof und Arien zur Originalbesetzung gehört. Clarke fasziniert Pina Bauschs Fähigkeit, den Dingen auf den Grund zu gehen und ihr Umgang mit dem Schmerz. Wenn man ihn umarmt, ist er eine Quelle der Kraft und Schönheit. Wenn man sich gegen ihn wehrt, bleibt nur Verletzung, sagt die Tänzerin, die bis 1978/79 zu den prägenden Gesichtern der Kompanie gehört. Als sie das Gefühl hat, dass ihre Erfahrung nun gerundet ist, verlässt sie Wuppertal, kehrt jedoch immer wieder als Gast zurück. Daneben gibt sie ihre schauspielerischen und tänzerischen Erfahrungen als Lehrerin weiter, wirkt an Schauspielinszenierungen mit, u.a. an Der Streit, Schauspiel Köln (1984), Das öffentliche Ärgernis (1988), Schauspiel Wuppertal, Medea (2007), Blut am Hals der Katze (2008), Studiobühne Köln, und choreographiert für die Salzburger Festspiele für Jedermann und Die Riesen vom Berge. 2024 kehrt sie noch einmal nach Wuppertal zurück, um als eine von acht Tänzerinnen und Tänzern der Originalbesetzung in einer von Meryl Tankard kreierten Neufassung von Kontakthof aufzutreten.
Text: Norbert Servos